Medikamente und Wirk­stoffe in der Asthma­therapie

Lesedauer ca. 4,5 Minuten 

Die medikamentöse Therapie ist bei der Behandlung von Asthma eine wichtige Säule. Patient*innen stehen dafür unterschiedliche Wirk­stoffe zur Verfügung. Welche Medikamente im individuellen Fall geeignet sind, kann anhand eines Stufen­schemas ermittelt werden.

Eine dunkelhaarige Frau mit Kurzhaarschnitt und in grauem Pullover inhaliert mit einem Dosieraerosol

Medikamente und Wirkstoffe in der Asthmatherapie

Eine dunkelhaarige Frau mit Kurzhaarschnitt und in grauem Pullover inhaliert mit einem Dosieraerosol

Lesedauer ca. 4,5 Minuten 

Die medikamentöse Therapie ist bei der Behandlung von Asthma eine wichtige Säule. Patient*innen stehen dafür unterschiedliche Wirkstoffe zur Verfügung. Welche Medikamente im individuellen Fall geeignet sind, kann anhand eines Stufenschemas ermittelt werden.

Welche Ziele verfolgt die Asthma-Therapie?

Die medikamentöse Behandlung von Asthma verfolgt mehrere Ziele. Zu ihnen zählen die folgenden:

  • Die Entzündung in den Atemwegen der Lunge soll gelindert werden.
  • Die übermäßige Reaktion der Bronchien auf Reize soll ein­gedämmt werden.

 

Die Verengung der Atem­wege soll vermindert oder beseitigt werden. Um diese Ziele zu erreichen, kommen in der Regel sowohl Medikamente der Dauer­therapie als auch Bedarfs­medikamente zum Einsatz.

Therapie nach dem Stufen­schema

Asthma wird heute nach dem sogenannten Stufen­schema behandelt. Für Kinder und Jugendliche umfasst dieses Schema sechs Stufen, für Erwachsene sind es fünf. Je nach Stufe wird der Einsatz unter­schiedlicher Medikamente – einzeln oder in Kombination – in ver­schiedenen Dosen empfohlen.

Welche Behandlungs­stufe im individuellen Fall sinnvoll ist, lässt sich anhand des Grades der Asthma-Kontrolle ermitteln. Dieser sollte regel­mäßig über­prüft werden, denn in der Regel bleiben Patient*innen nicht lebens­lang auf einer Stufe. Ziel ist es, dass sie – mit der geringst­möglichen Menge an Medikamenten – den Status des kontrollierten Asthmas erreichen und erhalten können. Zu diesem Zweck kann die Behandlung bei Bedarf einer höheren oder niedrigeren Stufe angepasst werden.

Tipp: Neben regelmäßigen Kontroll­untersuchungen bei Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt kann Ihnen auch das Führen eines Asthma-Tagebuchs dabei helfen, Veränderungen im Krankheits­verlauf früh­zeitig zu erkennen. Ein solches Tage­buch erhalten Sie in Ihrer Arzt­praxis, in der Apotheke oder über eine Selbst­hilfegruppe.

Die Ab­bildung orientiert sich inhaltlich an der „S2k-Leitlinie zur fach­ärztlichen Diagnostik und Therapie von Asthma 2023“. Diese wurde heraus­gegeben von der Deutschen Gesellschaft für Pneumo­logie und Beatmungs­medizin e.V., zudem waren weitere deutsch­sprachige Fach­gesellschaften und Organisationen an der Erstellung beteiligt. Die Leit­linie enthält detaillierte Empfehlungen zur Behandlung von Asthma-Patient*innen. Die Original­version des Stufen­schemas beinhaltet zusätzlich Alternativen der medikamentösen Behandlung sowie Empfehlungen zu begleitenden Therapien. Die Original­version kann hier auf Seite 53 eingesehen werden.

Medikamente der Dauer­therapie

Im Rahmen einer Dauer­therapie, auch Langzeit­therapie genannt, nehmen Patient*innen regel­mäßig Medikamente ein, um Asthma­anfällen und dem Auftreten von Symptomen best­möglich vorzubeugen. Dabei kommen insbesondere die folgenden Wirk­stoffe zum Einsatz.

Inhalative Kortiko­steroide (ICS)

Inhalierbare Kortiko­steroide, kurz ICS, zählen zu den sogenannten Gluko­kortikoiden. Diese Medikamente ahmen die Wirkung des körper­eigenen Hormons Cortisol nach, das unter anderem Entzündungs­reaktionen hemmen kann. Somit können sie direkt gegen die Ursache der Beschwerden wirken.

ICS werden bei Asthma inhaliert, also über die Atem­wege aufgenommen. Häufig bezeichnet man die Medikamente auch als „Kortison-Spray“. Nicht bei allen Patient*innen sind ICS allein in der Lage, das Asthma ausreichend unter Kontrolle zu bringen. Bei Bedarf können sie daher beispiels­weise in Kombination mit LABA, LAMA oder LABA + LAMA (siehe unten) angewendet werden.

Gut zu wissen: In bestimmten Fällen kann Kortison auch in Form von Tabletten zum Einsatz kommen. Im Gegensatz zu ICS, die vor allem in der Lunge wirken, entfalten die Kortison-Tabletten ihre Wirkung im ganzen Körper. Werden sie zu häufig oder zu hoch dosiert eingenommen, können sie schwere Neben­wirkungen verursachen.

LAMA und LABA

LAMA ist die Abkürzung für den englischen Begriff „long-acting muscarinic antagonist“, auch lang­wirkendes Anti­cholinergikum genannt. Die Wirk­stoffe dieser Medikamenten­gruppe führen zu einer Entspannung der Bronchial­muskulatur. LABA steht für „long-acting beta-2-agonist“ und wird auch als lang­wirksames Beta-2-Sympatho­mimetikum bezeichnet. Die Wirk­stoffe dieser Gruppe haben eine lang­anhaltende bronchien­erweiternde Wirkung. LABA und LAMA können in bestimmten Fällen miteinander kombiniert werden.

Leukotrien-Antagonisten (LTRA)

Leukotriene sind Boten­stoffe, die im Körper Entzündungen auslösen und die Atem­wege verengen. Leukotrien-Antagonisten (LTRA) sind die Gegen­spieler dieser Boten­stoffe. Sie hemmen sie, sodass sich Asthma-Symptome wie zum Beispiel Atem­not verbessern können. In der Regel kommen LTRA in Kombination mit Kortison zum Einsatz.

Mono­klonale Anti­körper

Mono­klonale Anti­körper werden im Labor hergestellt, sind therapeutisch wirksam und gehören zur Gruppe der sogenannten Biologika. Sie können gezielt die Aktivität bestimmter Boten­stoffe hemmen und auf diese Weise die Entzündungs­reaktionen ein­dämmen, die bei Asthma typisch sind.

Anti­körper können als zusätzliche Therapie­option bei Patient*innen mit schwerem Asthma eingesetzt werden, wenn bei ihnen eine Dreifach-Therapie mit ICS in Höchst­dosis, LAMA und LABA – trotz regel­mäßiger und korrekter Anwendung – bis­lang nicht die gewünschte Wirkung gezeigt hat.

Medikamente der Bedarfs­therapie

SABA

Bedarfs­medikamente können Asthma-Beschwerden wie Luft­not oder Husten schnell lindern. Möglich ist dies unter anderem mithilfe der folgenden Wirkstoffe. 
 
 
Hinter dem Begriff SABA (short-acting beta-2-agonist) verbirgt sich ein Beta-2-Sympatho­mimetikum mit kurzer Wirk­dauer. Im Akutfall kann es die Atem­wege rasch weiten und so die Symptome innerhalb kurzer Zeit lindern. Daher wird es manchmal auch als „Notfall-Spray“ bezeichnet. Allerdings sollte ein zu häufiger Gebrauch der Medikamente vermieden werden. Denn er kann unter anderem mit einem erhöhten Risiko für Verschlechterungen (Exazerbationen) einhergehen.

Nutzen Sie Ihr „Notfall-Spray“ in den vergangenen Wochen häufiger als gewöhnlich? Dies könnte darauf hinweisen, dass Ihr Asthma nicht gut kontrolliert ist und Ihre Therapie angepasst werden sollte. Lassen Sie sich von Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt beraten.

Bei Bedarf und zur Dauer­behandlung: ICS + Formoterol

Bei Jugendlichen und Erwachsenen kann ab Behandlungs­stufe 3 – statt eines SABA zur Bedarfs­therapie – eine Fix­kombination aus den Wirk­stoffen ICS und Formoterol zum Einsatz kommen. Formoterol gehört zur Gruppe der lang­wirksamen Beta-2-Sympathomimetika (LABA). Die Kombination wird gleich­zeitig zur Dauer­therapie sowie zur Bedarfs­therapie genutzt. Dies bedeutet, dass das Präparat regel­mäßig eingenommen wird, aber auch im Akut­fall zur Linderung von Beschwerden eingesetzt werden kann.
Besprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, welcher Wirk­stoff beziehungs­weise welches Medikament in Ihrem Fall am besten dafür geeignet ist, Ihr Asthma unter Kontrolle zu bringen.

Was sind Fix­kombinationen?

Zur Therapie von Asthma stehen unter­schiedliche fixe Kombinations­therapien (Fix­kombinationen) zur Verfügung. Das sind Medikamente, die aus einer festen Kombination von mehreren Wirk­stoffen bestehen. Für Patient*innen haben der­artige Mittel den Vorteil, dass die Wirk­stoffe in einem Inhalator vereint sind und somit gleich­zeitig inhaliert werden können. Dies kann Patient*innen die Hand­habung erleichtern und sie dabei unter­stützen, die Medikamente regelmäßig und korrekt anzuwenden.Als Zweifach-Kombination sind beispiels­weise ICS + Formoterol erhältlich (siehe oben).Ab Stufe 4 steht als Dreifach-Therapie die Fix­kombination aus ICS, LABA + LAMA zur Verfügung. Bei bestimmten Patient*innen kann diese Kombination die Lungen­funktion verbessern und das Risiko für plötzliche Verschlechterungen des Asthmas (Exa­zerbationen) reduzieren – und sich somit positiv auf die Lebens­qualität auswirken.

Schematische Darstellung zur Asthma-Therapie mit drei Wirkstoffen

Wirkstoffverteilung in die großen und kleinen Atemwege

Wirkung Bronchialast

Abb. eigene Darstellung

ZUSAMMEN­FASSUNG

Zur Behandlung von Asthma stehen Patient*innen unterschiedliche Medikamente zur Verfügung. Bei der Erstellung des individuell passenden Therapie­plans orientiert sich das ärztliche Fach­personal am Stufen­schema. Dieses empfiehlt auf jeder Stufe den Einsatz bestimmter Wirk­stoffe beziehungs­weise Kombinationen verschiedener Wirk­stoffe. Ein wichtiges Ziel der medikamentösen Therapie ist es, ein kontrolliertes Asthma zu erreichen und aufrecht­zuerhalten. Um dahin zu kommen, sollte die Behandlung regelmäßig überprüft und bei Bedarf angepasst werden.

1 Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) (Hrsg.): Asthma: Formen, Stand: 12.07.2018, in: Gesundheit.gv.at, Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs, https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/atemwege/asthma/formen.html, Zugriff am 20.12.2023.