Was ist allergisches Asthma?

Lesedauer ca. 4,5 Minuten 

Expert*innen unterscheiden zwischen verschiedenen Formen von Asthma. Eine davon ist das allergische Asthma, bei dem das Immun­system der Patient*innen übermäßig auf an sich harmlose Reize reagiert. Pflanzen­pollen und Tier­haare zählen zu den typischen Auslösern der allergischen Variante dieser Erkrankung.

Junge Frau mit dunklen langen Haaren, die hustet und dabei ihre Faust vor den Mund hält, während sie die andere Hand auf ihre Brust gelegt hat

Was ist allergisches Asthma?

Junge Frau mit dunklen langen Haaren, die hustet und dabei ihre Faust vor den Mund hält, während sie die andere Hand auf ihre Brust gelegt hat

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Expert*innen unterscheiden zwischen verschiedenen Formen von Asthma. Eine davon ist das allergische Asthma, bei dem das Immun­system der Patient*innen übermäßig auf an sich harmlose Reize reagiert. Pflanzen­pollen und Tier­haare zählen zu den typischen Auslösern der allergischen Variante dieser Erkrankung.

Wann spricht man von allergischem Asthma?

Allergisches Asthma wird durch Allergene, also allergie­auslösende Stoffe hervorgerufen. Diese Form der Erkrankung hat eine erbliche Komponente und tritt daher in einigen Familien gehäuft auf. Oft beginnt sie in jungen Jahren, also im Kindes- oder Jugendalter. Bei Kindern, die älter sind als zwei Jahre, kann Asthma fast immer auf eine Allergie zurück­geführt werden. Allerdings sind auch bei Erwachsenen bis zu 80 Prozent der Asthma-Fälle durch Allergien bedingt.

Allergisches Asthma zählt zu den häufigsten Asthma­formen und wird oft auch extrinsisches Asthma genannt (aus dem Lateinischen: „von außen kommend“). Die Auslöser werden mit der Luft eingeatmet und gelangen über die Atem­wege in den Körper.

Mischformen sind häufig

Wird das Asthma nicht durch ein Allergen, sondern einen anderen Reiz ausgelöst, spricht man von nicht-allergischem Asthma. Eine klare Abgrenzung ist jedoch nicht immer möglich. Bei vielen Patient*innen liegt ein gemischtes Asthma vor: Ihre Atem­wege reagieren sowohl auf Allergene als auch auf andere Stoffe über­empfindlich, was zu einem Asthma­anfall führen kann. Meist entwickelt sich die gemischte Form aus einem allergischen Asthma heraus.

Allergisches Asthma: Welche Auslöser gibt es?

Beim allergischen Asthma werden die Beschwerden durch den Kontakt mit Allergenen ausgelöst. Zu den möglichen Auslösern zählen:

  • Pollen von Pflanzen
  • Tier­haare, vor allem von Katzen. Menschen mit Asthma, die beispiels­weise eine Katze aufnehmen möchten, sollten diesen Plan vorher mit ihrem medizinischen Fach­personal besprechen.
  • Schimmel­pilz­sporen
  • bestimmte Nahrungs­bestandteile
  • Aus­scheidungen von Haus­staub­milben
  • einige Medikamente, zum Beispiel bestimmte Schmerz­mittel

Mögliche Auslöser bei allergischem Asthma

Saisonal oder ganzj­ährig?

Je nachdem, auf welches Allergen die Patient*innen reagieren, kann allergisches Asthma ganzj­ährig oder nur in bestimmten Wochen beziehungsweise Monaten des Jahres auftreten. So haben Betroffene, die unter einer Allergie gegen die Ausscheidungen von Haus­staub­milben leiden, in der Regel täglich Kontakt zum Auslöser und damit auch ständig Beschwerden.

Anders sieht es aus, wenn dem allergischen Asthma eine Pollen­allergie zugrunde liegt. Da Baum- oder Gräserpollen meist nur zu einer bestimmten Jahres­zeit in der Luft sind, spricht man von einem saisonalen Asthma. Betroffene können außerhalb der Saison beschwerde­frei sein und eine normale Lungenfunktion haben.

Was ist ein Etagen­wechsel?

Häufig leiden Menschen mit einer Pollen­allergie zunächst unter Heu­schnupfen mit laufender Nase und juckenden Augen, bevor sich ein sogenannter Etagen­wechsel vollzieht: Die Allergie „wandert“ von den oberen Atem­wegen in die unteren Atem­wege und löst dort, abhängig vom jeweiligen Pollen­flug, asthma­typische Symptome wie beispielsweise Atem­not und Husten aus.
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Dr. Maren Schuhmann aus Konstanz erläutert, wie es bei Menschen mit Heu­schnupfen zu einem Etagen­wechsel und somit zu Asthma kommen kann.

Was passiert im Körper?

Wie bei anderen Allergien reagiert der Körper auch bei allergischem Asthma auf einen an sich harmlosen Stoff, ein Allergen. Das Immunsystem sieht ihn als Bedrohung an und setzt zur Abwehr unterschiedliche Prozesse in Gang: 

  • Beim Erst­kontakt mit dem Allergen stellt der Körper Abwehr­stoffe gegen den Eindringling her. Es handelt sich hierbei um Anti­körper vom Typ Immunglobulin E (IgE). Das Immun­system ist nun sensibilisiert. Das heißt, es reagiert empfindlich auf das Allergen. Beschwerden treten zu diesem Zeit­punkt allerdings noch nicht auf.
  • Kommt es erneut zum Kontakt mit dem Allergen, können die Anti­körper den Stoff schnell erkennen und an sich binden. Boten­stoffe, insbesondere Histamin, werden ausgeschüttet und lösen unter anderem eine Entzündung der Atem­wege aus. Zudem wird die Schleim­bildung in den Atem­wegen angeregt.
  • Die Luft kann nicht mehr ungehindert durch die Atem­wege strömen. Typische Asthma­symptome können auftreten, insbesondere Atemnot und pfeifende, brummende Atem­geräusche. Es kann zu einem Anfall kommen.
Schematische Darstellung der Immunreaktion bei allergischem Asthma
In der Regel handelt es sich bei allergischem Asthma um eine Reaktion vom sogenannten Sofort­typ: Beschwerden zeigen sich bereits wenige Sekunden bis Minuten nach dem Kontakt mit dem Allergen.

Diagnose: Wie wird die Erkrankung festgestellt?

Um Asthma best­möglich behandeln zu können, ist es wichtig, zwischen allergischen und nicht-­allergischen Formen zu unterscheiden.
 
Erste Hinweise darauf, um welches Asthma es sich handelt, liefern die Beobachtungen und Erfahrungen der Patient*innen: In welchen Situationen oder Jahres­zeiten treten Beschwerden auf? Zeigen sich die Symptome zum Beispiel nur im Frühling, wenn Baum­pollen durch die Luft fliegen? Oder treten sie eventuell verstärkt beim Putzen der Wohnung auf, wenn ordentlich Staub aufgewirbelt wird?
 
Zudem können zur Bestimmung der Asthma­form unter­schiedliche Untersuchungen zum Einsatz kommen. Zu ihnen zählen unter anderem:
 
  • ein Prick-Test. Dabei werden kleine Mengen unterschiedlicher Allergen­lösungen auf die Haut getröpfelt und mithilfe einer Nadel in die Haut eingeritzt. Liegt eine Sensibilisierung auf einen der Stoffe vor, reagiert die Haut an der Einstichstelle mit Rötungen und Quaddeln (rundlichen Erhebungen).
 
  • ein Provokations­test. Bei diesem Test werden mögliche Allergene mit den Schleim­häuten der Atem­wege in Kontakt gebracht. Kommt es daraufhin zu asthmatischen Beschwerden, ist ein allergischer Auslöser gefunden. Dieser Test wird nur in Einzel­fällen durchgeführt, zum Beispiel wenn vorausgegangene Untersuchungen noch keine eindeutige Diagnose ermöglichen.
 
  • die Bestimmung des Gesamt-IgE im Blut. Überschreitet der Wert des Anti­körpers eine bestimmte Grenze, kann dies auf allergisches Asthma hindeuten.

Therapie: Wie wird allergisches Asthma behandelt?

Generell stehen zur Behandlung von Asthma unterschiedliche Therapien zur Verfügung. Dazu zählen Medikamente, die dauerhaft oder bei Bedarf angewendet werden. Sie sollen die Entzündung der Lunge lindern und die verengten Atem­wege erweitern.
 
 
  • Für eine best­mögliche Kontrolle des allergischen Asthmas ist es darüber hinaus wichtig, die auslösenden Allergene so gut wie möglich zu meiden. Man spricht dabei von einer Allergen­karenz. Im Alltag ist das jedoch nicht immer so einfach. Infos und Tipps finden Sie hier.
  • Lässt sich ein Kontakt mit dem Allergen nicht verhindern, können sogenannte Anti­allergika oder Anti­histaminika die Beschwerden lindern. Die Medikamente blockieren die Wirkung der Boten­stoffe, wie zum Beispiel Histamin, das an der allergischen Reaktion beteiligt ist.

Hyposensibilisierung: die Ursache behandeln

Für einige Patient*innen mit allergischem Asthma gibt es eine Behandlungs­möglichkeit, die direkt an der Ursache der Allergie ansetzt: Bei der sogenannten Hypo­sensibilisierung wird das Immun­system langsam an den Auslöser gewöhnt. Zu diesem Zweck werden dem Körper über mehrere Jahre kleine Mengen des Allergens per Spritze, Tablette oder Tropfen zugeführt. Ist die Therapie erfolgreich, fallen die Beschwerden bei Kontakt mit dem Allergen geringer aus.
Möglich ist die Hypo­sensibilisierung nur bei bestimmten Allergien, zum Beispiel gegen Baum­pollen, Gräser­pollen oder die Aus­scheidungen von Haus­staub­milben. Fragen Sie Ihre behandelnde Ärztin oder Ihren behandelnden Arzt, ob die Therapie für Sie infrage kommt.

ZUSAMMENFASSUNG

Ob Tier­haare oder Pflanzen­pollen: Beim allergischen Asthma kommt es zu einer Über­reaktion des Immun­systems auf einen an sich harmlosen Stoff (Allergen). Nach dem Erst­kontakt mit dem Allergen produziert der Körper spezielle Anti­körper – Immun­globuline vom Typ E. Bei einem erneuten Kontakt werden die typischen Asthma-Beschwerden wie Atem­not und Husten ausgelöst.

Meist beginnt allergisches Asthma im Kindes­alter, es kann sich allerdings „auswachsen“. Doch auch bei vielen erwachsenen Asthma-Patient*innen kann die Lungenerkrankung auf eine Allergie zurück­geführt werden. Die Beschwerden können saisonal oder ganz­jährig auftreten. Sofern möglich, sollten Betroffene die auslösenden Allergene im Alltag meiden. In einigen Fällen kann das Immun­system mithilfe einer Hypo­sensibilisierung an den auslösenden Stoff gewöhnt werden.

1 Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) (Hrsg.): Asthma: Formen, Stand: 12.07.2018, in: Gesundheit.gv.at, Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs, https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/atemwege/asthma/formen.html, Zugriff am 20.12.2023.